Herrschaftliche Grenzen – Kultur und Natur, Samstag 9. April 2011

An einem wunderschönen, schon sehr sommerlichen Apriltag fanden sich um die 30 Personen beim Bahnhof Maienfeld ein. Beim Start der Grenzwanderung am Bahnhof Landquart war die Gruppe mit 41 Personen komplett.

Unter der Führung von Forti Möhr-Niggli und Christian Obrecht-Wilhelm begann der Fussmarsch nach Maienfeld. Zur Überraschung einiger Teilnehmer startete die Wanderung gleich nach der Landquart bereits auf Maienfelder Boden. Sogar einige Meter RhB-Linie verlaufen auf Gemeindegebiet der Stadt Maienfeld!

Der erste Etappen-Halt war die berühmte Rohan-Schanze. Dort spielten sich einige geschichtliche Meilensteine, vor allem während des 30jährigen Krieges, ab. Erwin Gredig aus Malans erzählte als Gastreferent die historische Bedeutung der Rohanschanze.

Die drei Bünde und das dazugehörige Veltlin waren während dieser Zeit eine wichtige Verkehrsachse für die Habsburger und Franzosen. Es war die einzige Region, wo die Alpen in einem Passgang überquert werden konnten und deshalb eine wichtige Bewegungsroute für Kriegstruppen. Die Verbindung von Nordwesten nach Süden bestand lediglich in zwei Brücken über den Rhein und die Landquart.

Unter der Leitung von Kriegsingenieur Johannes Ardüser wurde die sternförmige Verteidigungsanlage zwischen 1631 und 1635 erstellt. Herzog Heinrich Rohan konnte von dort aus den Nord-Südverkehr vollständig kontrollieren. 1637 marschierten aber die Bündner gegen Rohan auf und er musste abziehen.

Heute wird die Rohanschanze auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Graubünden aufgeführt. Das Gebiet hat auch eine sehr starke ökologische Bedeutung. Mit möglichst kurzen und nur beschränkten Weidezeiten wird die Pflanzenvielfalt in den Trockenwiesen erhalten und vergrössert. Die umstehenden alten Eichenbestände und Gebüsche dienen als Lebensraum für unzählige Insekten-, wie auch Vogel- und Säugetierarten. Christoph Meier aus Malans, von der Gemeinde Malans aus stark in das Projekt involviert, orientierte über die ökologische Wichtigkeit des Gebietes Rohanschanze.

Weiter marschierte die Gruppe via Schöpfibrüggli auf die Panxen zu Ruedi Zindels Hof. Das Schöpfibrüggli hat seinen Namen übrigens nicht vom Wasserschöpfen, wie dieser vermuten liesse, sondern von den ergiebigen Weinmengen, die aus dem nahegelegenen Wingert gewonnen werden konnten.

Die Wanderung entlang den vielen Mäandern des Mühlbaches war sehr eindrücklich. Eine wunderschöne Flusslandschaft, direkt vor der Haustüre, und kaum jemand hat es je so wahrgenommen.

Auf den Panxen, einige Meter vom 1610 aufgestellten Marchstein, der die Grenze Maienfeld-Malans-Jenins kennzeichnet, wurden alle mit Getränken und Nussgipfel gestärkt.

In den Siechastuda erklärte uns Christoph Meier die Entstehung und Bedeutung dieses Naherholungsgebietes für Mensch und Tier. Er unterstrich einmal mehr die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Gemeinden, Landwirtschaft und Umwelt-/Naturschutz, um allen Beteiligten möglichst gerecht zu werden.

Weiter führte die Wanderung entlang der Maienfelder/Jeninser Grenze durchs Eichholz bis zur Rüfe, wo noch weitere Marchsteine von 1610 erhalten geblieben sind. Mit einem Glas Wein endete die spannende Erkundungstour. Für wie viele Mitglieder war es wohl die erste Wanderung von Landquart nach Maienfeld? Für die meisten wird es kaum die Letzte gewesen sein.

Als Abschluss der Veranstaltung weist Präsident Reto Bernhard auf das nächste Grenzprojekt vom 24.+25.Juni hin, an welchem die Grenze zu Lichtenstein und Voralberg abgeschritten werden soll. Ein weiterer Leckerbissen wird das Projekt „Fledermaus und Orgelmusik“ sein, wo wir Interessantes über die Fledermaus-Kolonie in der Kirche Fläsch erfahren werden, Begleitung an der Orgel durch Hannes Meier. Dieser Anlass findet am Freitagabend, 20.Mai um 19:45 statt.

Maienfeld, 11. April 2011, Sina Gubler