Kategorie: Rückblick (Seite 2 von 2)

Neujahrsapéro 2015

Den Start ins Jubiläumsjahr 2015 feierten rund 60 Mitglieder im Rahmen eines fröhlichen Neujahrsapéros im Torkel von Francisca und Christian Obrecht in Jenins. Zur guten Stimmung trug die jugendliche Jazzband der Musikschule Landquart und Umgebung unter Leitung von Zsolt Szentirmay wesentlich bei.

Das Jubiläumsjahr wartet mit kulturherrschaftlichen Leckerbissen auf.

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Herrschaftliche Grenzen – Projekt 7

Bericht über die Wanderung

Datum:        Samstag, 24. Mai 2014
Leitung:       Georg Donatsch und Candid Grab
Teilnehmer:   25
Treffpunkt    08.00 Uhr auf dem Parkplatz beim Bahnhof Malans

Nach der Begrüssung durch den Präsidenten Reto Bernhard  fuhren wir mit zwei Kleinbussen ab Malans zum Restaurant Fadära, wo wir uns mit Kaffee und Gipfeli stärkten und nachher zum Fadärastein hinauf liefen. Da genossen wir die herrliche Aussicht und  wanderten anschliessend nach Malans hinab, besuchten dort den Barockgarten vom Schloss Bothmar, und zum Schluss offerierte uns Peter Wegelin in seinem Torkel einen feinen Apéro.
Candid Grab und Georg Donatsch orientierten uns unterwegs über die Gemeinde-grenzen sowie allerlei Wissenswertes über Malans.
Andreas Salzgeber hatte die Aufgabe, über den Dichter Johann Gaudenz von Salis und dessen Beziehungen zu Seewis und Fadära zu erzählen:

Die Seewiser Salis  
sind die Nachkommen einer uralten oberitalienischen Adelsfamilie, die im 13. Jh. nach Soglio einwandert und zu einem mächtigen Geschlecht im Dreibündestaaat  wird. Der erste Salis kommt 1594 nach Seewis, sein Sohn Dietegen baut das Schloss. Die Familie erwirbt im Laufe der Zeit mehr als 1/10 der gesamten Kultur-fläche von Seewis.
Johann Gaudenz Dietegen von Salis. geb. 1708 in Flims, residiert bis zu dessenTod 1777 auf dem Seewiser Schloss. Fast 40 Jahre lang Landammann der Gerichts-gemeinde Seewis. Er hat auch Besitzungen  in Flims, Chur, Meilen, Küsnacht ZH und St. Margrethen. Für den französischen König  vertritt er dessen Interessen in Bünden und  wird von ihm in den Grafenstand erhoben.

Verheiratet mit Catharina v. Cleric aus Chur.
Drei Kinder: Herkules, Elisabeth und Johann Ulrich. Letzterer, 1740-1815, heiratet Jakobea von Salis-Bothmar in Malans.

Die Salis-Seewis in Malans
Johann Ulrich von Salis heiratet mit 20 Jahren die 19-jährige Jakobea von Salis-Bothmar.  Sie ist Alleinerbin des Bothmarbesitzes samt Turmhaus und Gütern in Bergün und Weissenstein. Johann Ulrich ist mit 15 Jahren Inhaber einer Gardekompanie in Frankreich, mit 20 Jahren Landvogt in Maienfeld, mit 20 Bundslandammann, höchste Ämter in Bünden und den Untertanenlanden.

7 Kinder: Johann Gaudenz, Jakobea, Gubert Abraham, Catharina, Herkules, Anna Paula, Johann Ulrich  (und zwei weitere, die als Kleinkinder  sterben).

Johann Gaudenz von Salis-Seewis
1762-1834. Er steigt oft über Fadära zu  seiner Grossmutter Catharina Salis geb. Cleric.  Zu ihr hat er eine innige Beziehung, und gemeinsam wandern sie oft  zu    den Salisgütern. Nach beglückenden, heiteren Tagen muss er aber jeweils  zurück nach Malans.
Dort strenge Erziehung durch einen tüchtigen Hauslehrer. Mit 16 Jahren in Begleitung  eines bedeutenden Pädagogen nach Lausanne zur Erlernung der französischen Sprache und Sitten. Eifriger Leser.
Mit 17 Jahren als Fähnrich nach Frankreich in die Schweizergarde, rascher Aufstieg zum Hauptmann. Kein strenger Dienst : Viel Freizeit, Theater, Sport und Spiel. In zwei Jahren liest er 174 Bücher.  Der schmucke Offizier hätte grosse Chancen bei den Frauen, er flieht aber oft die mondäne Gesellschaft und reitet statt dessen durch Felder und Fluren. Heimweh plagt ihn.
In dieser Zeit schreibt er viele Gedichte, die oft vertont werden. Allein Franz Schu-bert lässt sich von 14 Gedichten zu 20 Kompositionen inspirieren.  Salis gilt zu  seiner Zeit als bedeutendster Schweizer Lyriker, als „Rätische Nachtigall“.
Immer wieder Reisen in die Niederlande, Deutschland und nach Bünden. Besuche bei Goethe, Schiller, Herder…
Adel und Klerus unterdrücken das einfache Volk und saugen es aus. 1789 setzt   sich dieses zur Wehr: Sturm auf die Bastille, 1792 Tuileriensturm. Viele Tote bei   der Schweizergarde. Schreckensherrschaft von Robespierre. Salis erlebt diese Zeit hautnah und hat grosse Sympathie  für das notleidende Volk, ist aber durch   den Treueid an den König gebunden. Er kehrt enttäuscht heim.

Heirat
Schon 1787 lernt er die 16-jährige Ursina Pestalozzi in Malans kennen und lieben. Sein Vater hat aber alle bereits verheirateten Geschwister mit Angehörigen der Salis-Dynastie verehelicht und gibt das Einverständnis zur Eheschliessung seines ältes-  ten Sohnes erst 1793. Das Paar kann ins Turmhaus einziehen, das Johann Gau- denz nach dem Tod seiner Mutter geerbt hat. Der Ehe entspriessen vier Kinder.

Gründervater der modernen Schweiz
Bünden ist damals ein selbstständiger Staat, der in zwei Parteien gespalten ist: Die Aristokraten, welche,  gedeckt von der Schutzmacht Österreich, die alte Ordnung mit  der Adelsherrschaft weiter führen wollen und anderseits die Patrioten, die unter Frankreichs Führung den Anschluss an die Schweiz suchen. Salis ist zwar Aristokrat vom Scheitel bis zur Sohle. Trotzdem sieht er ein, dass die Zeit der unumschränkten Adelsherrschaft, wie sie sein Vater sieht, vorbei ist. Er schliesst sich zum Leidwesen des Vaters der Patriotenpartei an.
Mit seinen Freunden kämpft er für den Anschluss Bündens an die freiheitlich orientierte Helvetische Republik. Viele Herrschäftler sind für den Anschluss an die Schweiz. Deshalb stellen die Malanser  und Maienfelder  auch da,  wie z.B. im Aargau, Freiheitsbäume auf.  Die Altgesinnten jedoch  liebäugeln mit einer Zusammenarbeit mit Österreich. So wird  u.a. die Herrschaft um 1800 mehrmals Kriegsschauplatz: Bündner, Franzosen und Österreicher besetzen das Land. Die Herrschäftler leiden unsäglich durch die Besetzung und Einquartierung fremder Truppen, die Küchen und Keller vollständig leeren. Salis muss mit seiner Familie und  weiteren Patrioten über den Kunkels nach Bad Ragaz und weiter nach Zürich fliehen.
Apropos Bündner Herrschaft: Der Name leitet sich von der Zeit her, da die Gerichte Maienfeld und Malans  Untertanengebiet der Drei Bünde waren. 1509 und 1536 kauften die Bündner diesen Landstrich von den verarmten Herren von Brandis und schickten „auf der Rod“ Landvögte nach Maienfeld. Weil aber die Herrschäftler als Mitglieder der X-Gerichte sich am Kauf auch beteiligten, waren unsere Vorfahren zugleich Beherrschte und Herrscher.
J.G. von Salis wird in Zürich Generalinspektor der helvetischen Truppen. In Bern erhält er eine Stelle am Kassationsgerichtshof, auch wird er Mitglied der Tagsatzung.
Schliesslich setzt Napoleon den Wirrnissen ein Ende, und die helvetischen Kantone unterzeichnen den Mediationsvertrag. Graubünden kommt 1803 als neugegründeter Kanton zur Schweiz.
Nun kann Salis mit der Familie nach Graubünden heimkehren. Da bekleidet er verschiedene Staatsämter und wird eidgenössischer Oberst.
Bis zu seinem Tod am  29. Januar 1834 lebt er zurückgezogen im Turmhaus, dann  wird er gemäss seinem Wunsch in Seewis beerdigt.
Besichtigung des Barockgartens vom Schloss Bothmar                                    4
Erste bekannte Schlossbesitzer  zwischen 1500 -1550 sind die Beeli von Belfort, nachher folgende Patrizierfamilien: von Moos, genannt Gugelberg / die Planta von Wildenberg / die von Salis-Maienfeld (Salis de Bothmar) / seit 1762 bis heute die von Salis-Seewis.
Der nach französischem Muster angelegte  Garten gilt als einer der schönsten Barockgärten der Schweiz. Er wurde zwischen 1740 und 1750 eingerichtet und wird heute noch gepflegt: Springbrunnen und geschnittene Buchsbäume, Goldene Grafenkrone beim Eingang, Nachtigallenwäldchen mit Büste des Dichters, im Ruchenberg  Mammutbaum.

Fadära
Gerne hätte sich Salis nach seiner Heimkehr nach Graubünden  in die stille, einfache Natur zurückgezogen, kann sich aber als vom Staat und Militär überall beanspruchter Vater diesen Wunsch nie erfüllen im Gegensatz zu seiner Tochter Ursina (Sina).
Diese heiratet 1828 den Seewiser Anton Michel (oder Michèl) aus einer angese-henen Seewiser Familie. Geboren um 1800, besucht er die Schule in Seewis und nachher die neu gegründete Kantonsschule in Chur, tritt in die Schweizergarde des Königs Luwigs XVIII., erlebt dort als Hauptmann die Julirevolution, Rückkehr  mit    der Familie in die Schweiz. Landwirt auf Fadära.  Eidgenössischer Oberst.
1839/40 baut er für die Frau Sina auf seinem Boden auf Fadära ein Landhaus, das unmittelbar an das Gut „Underfadära“ der Familie Salis-Seewis  angrenzt.  Es ist das einzige Haus in der Gegend, zunächst ohne Fahrweg. Später übernimmt er Under-fadära von den Erben des verstorbenen Bruders des Dichters, Herkules von Salis.
1851 stirbt Johann Kaspar, der einzige Sohn der Eheleute  Michel und 1857 auch Sinas Ehemann. Die Witwe verkauft alle ihre Seeewiser Güter an Anton Heinz von Valzeina und Benedikt Thöni von Überlandquart.
Im vornehmen Sommerhaus in Fadära  wird eine Gaststätte eingerichtet und Thönis Schwiegersohn, Jann Tönz, baut später ein Gästehaus an.
Quellen:

Guido von Salis-Seewis: Ein bündnerischer Geschichtsforscher vor 100 Jahren, Sauerländer 1926

Adolf Frey Johann Gaudenz von Salis, Verlag Huber 1889,

Walter  Zindel-Kuoni: J.G. v. Salis-Seewis, Verlag Desertina 2006 und

Robert  Donatsch: Malans in der Bündner Herrschaft, Calanda Verlag Chur 2002
Malans, 17. Juni 2014                                                                 Andreas Salzgeber

Generalversammlung 2014

GV 2014 in Malans

Am 21. März 2014 fand in der Malanser Ratsstube die 19. Generalversammlung des Vereins ‚Kultur Herrschaft‘ statt. Passend zum Frühlingsanfang war der musikalische Auftakt, mit dem Damiano Capelli aus Igis die 33 Anwesenden erfreute. Der Schüler der 5. Klasse des Musikgymnasiums Schiers entführte mit seiner klassischen Gitarre ins südliche Spanien und ins ferne Brasilien.
Präsident Reto Bernhard dankte in seinem Grusswort der Gemeinde Malans für das Zurverfügungstellen der ehrwürdigen, schönen Ratsstube sowie allen Gemeinden der Bündner Herrschaft für ihre wertvollen Kulturförderungsbeiträge, welche die Durchführung vielseitiger kultureller Anlässe ermöglichen.
Das Protokoll der GV 2013, der Jahresbericht, die von Monica Gort präsentierte Jahresrechnung und das Budget 2014 wurden ohne Gegenstimmen genehmigt. Sechs von sieben Vorstandsmitgliedern sind zum Weitermachen gewillt und wurden für eine weitere Amtsperiode bestätigt; ebenso die zwei Revisoren. Der Vorstandsvertreter von Jenins, Christian Eberhard, trat nach zehn verdienstvollen Aktivjahren aus dem Vorstand aus und präsentierte seine Nachfolgerin, Simona Bamert. Auch das ehemalige Vorstandsmitglied Heinz Ruffner durfte für seinen nimmermüden Einsatz im Bücherverkauf ein verdientes Dankeschön entgegennehmen.

Das Vereinslokal und andere alte Torkel

Ein herzliches Dankeschön ging einmal mehr an Züsi und Jürg Mutzner aus Maienfeld, welche seit Jahren ihren Klostertorkel als Vereinslokal zur Verfügung stellen. Damit verbunden war die Einladung an Kulturschaffende der Region, bei allfälligen Vorhaben wie Ausstellungen, Lesungen, Musik- oder Literaturabenden nicht mit einer Anfrage zu zögern. In aller Regel kann der Klostertorkel unentgeltlich genutzt werden.

Apropos Torkel: Das Aktivmitglied Christian Obrecht aus Jenins regte an, dass der Verein ‚Kultur Herrschaft‘ sich den alten Torkeln und ihren Geschichten zuwende, bevor diese infolge Umbauten und Umnutzungen aus den Augen und damit langsam aber sicher aus dem Sinn verschwinden. Der Vorschlag stiess auf breite Zustimmung, und es wird eine lockere Arbeitsgruppe gebildet, in der jede Gemeinde mit mindestens einem Mitglied vertreten sein sollte. Wer hat Lust und vielleicht ohnehin schon viel Wissen in dieser wein-kulturellen Angelegenheit?

Ausblick ins Vereinsjahr 2014

Nachdem die Sammlung ‚Flurnamen Bündner Herrschaft‘ im Frühling 2013 mit einem Deutungsteil ergänzt werden konnte, geht das Projekt in eine nächste Etappe. Derzeit wird evaluiert, wie die vertonten Flurnamen am effizientesten und besten in die Website integriert werden können.

Veranstaltungen:

siehe hier –> Jahresprogramm

Wer noch nicht Mitglied bei ‚Kultur Herrschaft‘ ist, kann gerne unverbindlich als Gast an einem Anlass teilnehmen und so in den Verein reinschnuppern. Herzlich willkommen.

Informationen:
www.kulturherrschaft.ch oder telefonisch bei Reto Bernhard (Kontakt siehe rechts)  oder Monica Gort, Kassierin, Tel 081 302 59 57.

Susi Weidkuhn-Schildknecht

Herrschaftliche Grenzen 1 – 2012

Samstag, 21. April 2012

Leitern haben eben ihre ganz eigene Anziehungskraft. Des Menschen Drang, so ein Ding zu benützen, scheint angeboren – wie sonst liesse sich erklären, dass Kinder, sobald sie des aufrechten Gangs gewahr werden, jegliche Art von Leiter auszuprobieren versuchen? Dieser innere Drang scheint auch in reiferem Alter ungebrochen, was sich in der Schar wanderlustiger Teilnehmer an der ersten Grenztour des Jahres 2012 manifestierte.

img_2490Die ersten einleitenden Hinweise von Daniel Marugg zum Naturreservat des Fläscher Auenwaldes erfolgten im doppelten Sinne noch aus der Forschperspektive, eines Teils des in den letzten Jahren beobachteten Rückgangs der Amphibienwanderungen wegen, andererseits aufgrund unserer Startposition beim alten Bad Fläsch, wo mit dem Kopf im Nacken sich unser Blick erhob zu den hoch über uns in den Himmel ragenden Felswänden. Elly Süsstrunk zog alsbald munter voran, wir 15 Mitwanderer ihr nach, die gemächlich ansteigende Forststrasse durch den Neuwald empor, froh um ein bisschen Bewegung, damit der morgendlichen Frische etwas innere Wärme entgegengesetzt werden konnte. An aussichtsreichen Stellen, gestärkt von Strahlen der überraschendweise uns beglückenden Frühlingssonne, wusste der Eine und Andere manch Interessantes zu erzählen von Begebenheiten dies- und jenseits des Rheins. Je höher wir stiegen, desto mehr weitete sich unser Blick über die Rheinebene und die Gedanken schweiften im gleichen Masse weiter zurück in historische Zeiten.

Wie schwer sich doch manch einer im Zuge der Güterzusammenlegung tat, weit vom Dorf Fläsch entfernte, magere Alpwiesen aufzugeben, Alpwiesen, die zu mähen sich nur im Morgentau empfahl, da die Gräser sich sonst selbst für gutgeschliffene Sensen als zu zäh erwiesen. Heute wächst dort Wald, vereinzelt lassen sich die Reste der Heustadel erkennen, von welchen aus im Winter das Heu mit dem Schlitten zu Tale geholt wurde. Die letzten Meter vor der Felswand erklommen wir über einen gut präparierten Pfad, welcher zu einer alten Festungsbaute führte, einer durch Mauerwerk abgetrennten Felsnische. Dieser noch im 19. Jahrhundert erstellte Wehrbau soll noch im 2. Weltkrieg als Truppenunterkunft gedient haben. Wohl dem, der sich in dieser feuchtkalten Umgebung dennoch guter Gesundheit erfreuen konnte!

img_2486Wir schreiben das 21. Jahrhundert – und welch feine Überraschung erwartete uns im alten Festungsgemäuer: Forti Möhr, Markus und Jan Adank hiessen uns Wanderer mit einem feinen Glas Wein willkommen. Da der Wein im Hinblick auf die Leiterbesteigung im gleichen Masse der Stärkung des Mutes diente wie der Reduktion der Trittsicherheit, war es den Vorausschauenderenunter uns vergönnt, sich mit Mineralwasser oder Orangensaft zu laben. Mit frischer Kraft – oder eben mit neuem Mut – packten wir alsdann die kalten Eisensprossen, froh darüber, dass die Temperatur nicht mehr unter dem Gefrierpunkt lag. Fest verankerte Stahlseile trugen erheblich zur Beruhigung unserer Wandergruppe bei. Nach obligatem Eintrag im Leiterbuch und den letzten Metern Leiter empfing uns die liebliche Alp Lida. Bei Föhnsturm wäre es hier kaum so erquickend, doch an diesem Tag konnten wir die Aussicht ins Rheintal
geniessen und beim Anblick des schräg über die Felskante ragenden Hochspannungsmastens uns ein paar Gesetze der Physik in Erinnerung rufen. Moderne Landwirtschaft nimmt nicht Rücksicht auf liebliche Alpweiden: von unten im Tal herauf musste die Gülle transportiert worden sein, die sich dem ersten Grün der Gräser einem Teppich gleich entgegenstellte.

img_1945Es folgte nun ein vergnüglicher Abstieg ins Elltal – einem botanisch sehr interessanten Naturschutzgebiet – und durchs Mozentobel hinunter in den Auenwald. Bergsteiger in der Felswand liessen sich durch unser Rufen und Pfeifen nicht beirren und suchten weiter nach geeigneten Griffen, um sich zentimeterweise hochzuziehen. Wie praktisch doch Leitern sind! Gerne nahmen wir die Einladung von Elly an, uns im Anschluss an die Wanderung bei einer köstlichen Gerstensuppe und einem feinen Tropfen in ihrem Torkel zu stärken! Vielen Dank! Und wie wir so lachend und erzählend beisammen sassen, erinnerte sich Hans Mutzner eines Gedichts, in welchem die Legende zur Festsetzung des Grenzverlaufs zwischen „Fry Raetien“ und Balzers beim Katharinenbrunnen detailliert beschrieben worden war. Dieses Gedicht, eindrücklich vorgetragen durch Hans, setzte unserer Exkursion gleichsam das Krönchen auf!

Den Organisatoren sei an dieser Stelle herzlich gedankt für die abwechslungs- und lehrreiche Frühjahrserkundung!

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Generalversammlung 2012

Kultur Herrschaft packt die Deutung der Herrschäftler Flurnamen an

Die Generalversammlung des Vereins ‚Kultur Herrschaft‘ vom 23. März gab Grünlicht für das Projekt ‚Flurnamen Bündner Herrschaft – Deutung der Flurnamen mit vordeutschen Element‘. Für 2012 sind attraktive Veranstaltungen programmiert.

Der erste Auftritt des Abends gehörte der Musik. Drei junge Fläscher Saxophonspielerinnen und eine kleine Pianistin, alle Schülerinnen der Musikschule Landquart und Umgebung‘, eröffneten mit ihrem Spiel die Generalversammlung des Vereins ‚Kultur Herrschaft‘ im Klostertorkel. Danach folgten die 35 anwesenden Mitglieder den zügigen Ausführungen des Präsidenten Reto Bernhard über das Vereinsjahr. Das Protokoll der GV 2011, Jahresbericht und Jahresrechnung 2011 sowie das Budget 2012 wurden ohne Gegenstimmen genehmigt. Sämtliche sieben Vorstandsmitglieder wurden für eine weitere Amtsperiode bestätigt, ebenso die zwei Revisoren. Die Jahresbeiträge bleiben unverändert: Fr. 50.—für eine Person, Fr. 80.—für ein Ehepaar und Fr. 200.—für die Kollektivmitgliedschaft eines Vereins oder eines Unternehmens.

Deutung der Flurnamen der Bündner Herrschaft
Mit dem Projekt ‚Flurnamen Bündner Herrschaft – Deutung der Flurnamen mit vordeutschem Element‘ wird ein lange gehegter Wunsch umgesetzt. Das Konzept steht, als erste Tranche werden rund 700 Flurnamen mit vordeutschem Element gedeutet, also alt- und vorrätoromanische Namen. Der Deutungsteil bildet eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Flurnamen-Ordner mit den vier Karten im Massstab 1:10‘000. Der Ordner ist nach wie vor erhältlich, wird aber im Frühjahr 2013 zusammen mit dem Deutungsteil in zeitgemässer Gestaltung neu aufgelegt werden. Die richtigen Fachleute sind an Bord. Der Namenforscher und Rätoromanist Dr. Valentin Vincenz wird das Werk mit einem Text zu Sprachgeschichte und Namenwelt der Bündner Herrschaft einleiten. Dr. This Fetzer, gebürtiger Maienfelder und Namenkundler der Universität Bern, übernimmt den eigentlichen Deutungsteil. Der Vorstand konnte der Generalversammlung mitteilen, dass die notwendigen Sponsorenzusagen eingetroffen sind. Als Hauptsponsoren engagieren sich die Binding Stiftung Schaan, die Repower AG und die Kies und Beton AG Tardis, und auch die Kulturförderung Graubünden hat einen namhaften Beitrag gesprochen. Ausserdem bezeugen einheimische Gönner ihr Engagement für diese wertvolle Aufgabe. Angesichts dieser soliden finanziellen Abstützung stimmte die Generalversammlung dem gewünschten Kredit für den Vereinsbeitrag zu und gab damit Grünlicht für den Start der Umsetzung.

Exkursionen ins Feld und in die Welt der Kunst
Auf dem Programm 2012 stehen attraktive Exkursionen in der Herrschaft, zwei Führungen durch die Skulpturenausstellung BadARTz, drei Tage ‚Klassik auf der Strasse‘ im Klostertorkel sowie andere musikalische und künstlerische Anlässe, die meisten davon im Vereinslokal Klostertorkel in Maienfeld. Nicht-Vereinsmitglieder sind als Gäste immer willkommen.
Susi Weidkuhn-Schildknecht

Anmeldungen für Neu-Mitgliedschaften oder schriftlich an:
Verein Kultur Herrschaft, Monica Gort-Corbelli, Hochwangstrasse 24, 7304 Maienfeld
Tel. 081 302 59 57, Fax 081 302 77 18 oder e-mail kassierin@kulturherrschaft.ch

Chlausabend 2011

Der traditionelle Chlausabend des Vereins Kultur Herrschaft fand am 2. Dezember 2011 im Klostertorkel statt… und ging besonders sauber über die Bühne. Als Putzfrau erzählte Ute Hoffmann zwischen Fegen und Wischen aus ihrem bewegten Leben. Was sie so aus Papierkübeln der Gemeindeverwaltung fischt… wie sie auf der ersten Kreuzfahrt ihres Lebens gleich 1600 Passagiere vor dem sicheren Untergang rettete… und was sie auf der Busfahrt Richtung Nordkap so alles durchlebte.

Bei Raclette, Jeninser und Nüssli genossen die rund 35 Vereinsmitglieder einen vergnügten und geselligen Chlaus-Abend.

   

Kerzenziehen 2011

Mit Geduld zur Kerze

Der Docht am Finger weist den Weg. Er verlangt Geduld. Jungs
bringen das erstaunlicherweise ebenso gerne auf wie Mädchen.
Kerzenziehen, ein schönes Ritual in der Adventszeit, wirkt angenehm
entschleunigend. Und Weihnachten scheint näherzurücken.
■ Von Susi Schildknecht

Alle Jahre wieder … freuen wir uns aufs Kerzenziehen. In der Adventszeit wird das an manchen Orten angeboten, etwa in Chur, wie in der letzten Büwo zu lesen war (www.kidsevent.gr). Wir nutzen das Angebot des Frauenforums Maienfeld und pilgern in den altehrwürdigen Klostertorkel. Schon frühmorgens herrscht hier reger Betrieb. Die 5./6. Kombiklasse aus Untervaz ist mit Lehrer Andri Camenisch und Heilpädagogin Anna-Katharina Brosi mit Bus und Zug angereist. Über diesen Auszug motzt keiner und keine, die Buben und Mädchen sind für einmal einhellig Feuer und Flamme.

Elena, Nadine (9) und deren Bruder Timo (7) wählen ihre Dochte in gewünschter Länge und inspizieren schon mal die Wachsstationen. In schmalen, tiefen Blechbehältern lockt hier Flüssigwachs in Rosa bis Blau, da die warmen Gelb- bis Rottöne und dort Grün, Weiss und Schwarz. In der Ecke duftet ein Bienenwachstopf, hier wird nichts gemixt. Maya, eine der Initiantinnen, gibt gemeinsam mit anderen freiwilligen Helferinnen geduldig Anweisungen und hilft, wo nötig. Wer den Docht besonders lange ins Töpfchen hält, dem schmilzt die Kerze wieder weg. Nur mit Geduld kann die Kerze Schicht um Schicht wachsen. Timo sieht mich fragend an. Ich zieh den wachswarmen Wachsstengel gerade und ermuntere ihn. In den nächsten anderthalb Stunden pendelt er konzentriert hin und her zwischen Wachstöpfen und Auskühlstelle draussen vor der Türe.

Die sind alle so schön!

«Wow, ist das ein fettes Teil, und Schwarz ist so cool!» Mit ungebrochener Begeisterung machen sich die Untervazer Kinder ans Verzieren. Kerzenscheibchen werden angeklebt und mit einem kurzen Paraffinbad fixiert. Und dann gibt es da noch Zauberwachs. Ein Taucher genügt, und auf den farblich schlichten Kerzen poppen zauberhafte Schneesternchen auf. Welch magisches Finish!
Timo, der jüngste unseres Teams, trägt sehr stolz die zwei dicksten Kerzen nach Hause. Wunderschöne Weihnachtsgeschenke für… psst! Elena und Nadine, allzeit bereit für prüfende Vergleichsgespräche, dürfen mit ihren kreativ gefertigten Kerzen ebenfalls zufrieden sein. Und das Journalisten-Mami? Die wollte wieder einmal alles gleichzeitig bewältigen: Fotografieren mit Müttern und Lehrern schwatzen und gleichzeitig selbst zwei Kerzen produzieren. Die grazilen Resultätchen werden mir ein kurzes Weilchen zu verstehen geben, dass weniger auch mehr sein kann. Einleuchtend, oder?
PS: Dank des Schwatzens weiss ich, dass die Untervazer 5./6.-Kombiklasse regelmässig am Mittwoch die Büwo liest. Hiermit ein Gruss auf Zeitungspapier in die Deutschstunde!

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Wanderung Herrschaftliche Grenzen 3 – 2011

Herrschaftliche Grenzen – Kultur und Natur vom Samstag 5. November 2011

An einem herrlichen Spätherbsttag mit fast sommerlichen Temperaturen fanden sich über 30 Interessierte beim Haupteingang der Raststätte Heidiland zu einer weiteren Grenzwanderung ein. Der älteste Bündner war allgegenwärtig. Der Föhn blies so stark, dass erste Ausführungen erst an einem windstillen Ort gemacht werden konnten.

Unter der Führung von Forti Möhr wanderte die Gruppe auf der Territorialgrenze zwischen Maienfeld und Fläsch in Richtung St. Luzisteig. Nur noch an wenigen Orten sind die Grenzsteine erhalten. Viele wurden durch Strassenbau und landwirtschaftliche Nutzung zerstört oder beseitigt. Die Grenzen können auf dem Abschnitt Heidiland – Fläscher Allmend aber relativ gut durch Strassen oder Windschutzstreifen ausgemacht werden.

Im Steigwald ist der Grenzverlauf durch das „Fläscher Mürli“ sehr klar sichtbar. Schade ist, dass diese Mauer immer mehr zerfällt. Anfangs Fläscher Mürli gab es einen Halt mit Zwischenverpflegung und weiteren geschichtlichen Informationen zur Territorialaufteilung zwischen Maienfeld und Fläsch. Daniel Marugg (alt Landammann) aus Fläsch berichtete von seinen Funden im Fläscher Archiv.

Beim „Katzastutz“ steht noch heute ein Grenzstein mit den Jahrzahlen 1602 und 1821. Er ist ein letzter Zeuge, der noch erhalten ist. An dieser Stelle wurde auch der Grenzverlauf im Gebiet Glegghorn–‐ Falknis–‐Gyr–‐Guscha erklärt. Auch hier wusste Daniel Marugg eine Episode aus früheren Zeiten zu erzählen. Als Mitte des letzten Jahrhunderts die Grenzgebiete festgelegt werden sollten, hatten die Fläscher die Eingabe ihrer Grenzansprüche verschlafen. Somit „markierte“ alt Stadtpräsident Hans Möhr das ganze Territorium im Gebiet Falknis als Maienfelder Boden. Später erkannten die Fläscher ihre Nachlässigkeit, machten beim Kanton Einspruch und bekamen dann „ihren“ Falknis zurück.

Auf der St. Luzisteig erzählte Forti Möhr einiges im Zusammenhang mit dem Steigkirchli. Die Hügel vor der Kirche waren nicht wie erwartet Grabhügel, sondern stellten sich als Kalköfen aus dem ersten Jahrhundert nach Christus heraus. Auch wurden an dieser Stelle alte Reliquien aus Römischer Zeit, wie zum Beispiel eine etwa 8cm grosse Neptunstatue aus Bronze, gefunden. Anhand von Münzen konnte das ungefähre Alter dieser Fundstücke bestimmt werden.

In der Kirche St. Luzisteig erwartete Pfarrer Dieter Matti die Gruppe. Herr Matti hat schon mehrere Bücher über Kunst in Kirchen und deren Bedeutung verfasst. Sehr eindrücklich und ausführlich beschrieb er die Wandbemalungen in der Kirche und deren Aufgabe. So wurden diese Fresken gemalt, um den Menschen, die nicht lesen konnten, Gegebenheiten darzustellen und Lehren mit auf den Weg zu geben. Auch die Architektur einer Kirche ist durch viele Hintergrundgedanken bestimmt. Jeder Teilnehmer wird von nun mit anderen Augen an die Wände der Steigkirche hochschauen.

Zum Abschluss trafen sich alle im Restaurant St. Luzisteig zu einer Gerstensuppe.

Maienfeld, 5. November 2011, Sina Gubler

Wanderung Herrschaftliche Grenzen 2 – 2011

Wanderung zum Thema: Herrschaftliche Grenzen – Kultur und Natur vom 24./25.06.2011

Obwohl der Himmel noch wolkenverhangen war, konnte der Präsident Reto Bernhard kurz nach 15.00 Uhr auf dem Maienfelder Bahnhof 18 Wanderfreudige aus Maienfeld und Umgebung begrüssen. Herr Ackermann sen. aus Says chauffierte die Gruppe mit seinem Postbus nach Malbun. Mit der Sesselbahn gings anschliessend nach Sareis, 2003 m.ü.M. Luigis scharfem Jägerauge entging natürlich aus luftiger Höhe herab die kapitale Gemsgeiss in den Legföhren nicht!
Unter kundiger Führung von Erhard Accola erreichten wir nach gut 2 stündiger Wanderung die Pfälzerhütte, 2108 m.ü.M.

Immer noch vorhandene Wolken und Nebelschwaden verhinderten zwar die optimale Rundsicht, aber Erhard wusste uns allerlei Interessantes im Bereich Geologie, Geographie und Naturkunde näherzubringen. Dabei hatte er darauf zu achten, dass Urs die Toggenburger Berge auch wirklich dort liess, wo sie schon seit Urzeiten sind!
Nach einem währschaften Hüttenznacht stand einem gemütlichen Hüttenabend nichts mehr im Wege. Bis um ??.?? Uhr wurde ein ansehnliches Liederrepertoire zum Klingen gebracht. Da machte selbst die finnische Wandergruppe mit! …
Weil unser Präsident die Vereinsmitglieder, wohl aus wahltaktischen Ueberlegungen, vor seinem Schnarchen schützen wollte, legte er sich im oberen Stock schlafen. Seine Gattin Barbara, über diesen Entschluss offenbar nicht informiert, vermisste ihn, und dies nicht erst am Morgen beim Erwachen!
Nach dem Frühstück setzten wir die Wanderung frisch gestärkt Richtung Naafkopf, 2570 m.ü.M. / Barthümeljoch, 2315 m.ü.M., fort. Gut „trainiert“ vom Vorabend erreichten wir den Naafkopf weit unter der angegebenen Marschzeit! Ein frischer Wind gab den Ausschlag für einen Gipfelschluck und warme Jacken. Vor uns war offenbar der unfreiwillige Schlafnachbar unseres Präsis auf dem Gipfel gewesen. Der nachfolgend von René fotografierte Gipfelbucheintrag sagt alles:

An diesem Morgen war die Rundsicht etwas besser, sodass wir nicht nur bis zu den Engadiner Bergen sahen, sondern auch die Gämsen im Rot – bzw. Wiss – Sand in aller Ruhe beobachten konnten.
Ueber das Barthümeljoch führte uns Erhard zur Alp Ijes, 2092 m.ü. M., durch den Tunnel an den
Feuerlilien-Matten oberhalb der Alp Egg vorbei gegen die Säge, 1606 m.ü.M., hinunter. Dort bereitete uns die Familie vom Sägermeister Hansi Möhr eine tolle Uebrraschung in Form einer reich gedeckten Mittagstafel! Bevor wir uns an der vom Verein gestifteten Tranksame und den Grillwürsten, sowie an den selbstgebackenen „Möhr-Süssigkeiten“ gütlich taten, führte uns Säger-Hansi „seine“ Säge bis ins Detail vor. Wie herrlich tönt doch so eine urchige Säge im Betrieb! Diese Vorführung war bestimmt für alle das sog. Tüpfchen aufs i unserer Wanderung!
Nach dem überaus interessanten, lehrreichen und erquickenden Aufenthalt bei der Säge nahmen wir den letzten Teil unserer Reise unter die Füsse und wanderten dem Canibach entlang nach Cani, 1285 m.ü.M., hinunter. Dort erwartete uns Herr Ackermann jun. mit seinem Postbus. Wieder gab es eine Ueberraschung: Der Chauffeur offerierte jedem ein Getränk, bevor er uns sicher in die heimatlichen Gefilde kutschierte.
Zum Schluss dieses Berichtes ist es mir ein aufrichtiges Bedürfnis Reto Bernhard und Erhard Accola für die Organisation und Führung der Tour sowie allen Beteiligten für die tolle Kameradschaft zu danken. Für mich waren die beiden Tage ein wunderbares Erlebnis, das bestimmt in meiner Erinnerung haften bleiben wird.
Heinz Monstein

Fledermäuse in Fläsch

Vogelgezwitscher und Ultraschall

Fledermäuse und Orgelmusik gehören in Fläsch zusammen. Im Kirchturm wohnen über den Sommer um die tausend Mausohren, Fledermäuse eben. In der Kirche steht und klingt eine feine Orgel. Fledermäuse und Orgel hat der Verein „Kultur Herrschaft“ am Freitag, dem 20. Mai,  thematisch zusammengeführt.

Der Morgen für die Fläscher Schule

Am Morgen durften die Fläscher Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften beim Organisten Hannes Meyer in die Lehre. Sie wurden animiert, mit allen Sinnen die Kirche und die Orgelmusik wahrzunehmen. So waren denn auch die Kinder diejenigen, die hauptsächlich musizierten. Meyer machte begreifbar, dass auch er auf mehreren Sinnesebenen musiziert und so gänzlich auf Noten verzichten kann, nachdem er ein Werk „vierfach gespeichert“ hat.

Am Abend Orgelkonzert…

Der Präsident Reto Bernhard, durfte an die 180 Gäste von Nah und Fern begrüssen. Der Abend begann mit einem Tango, sehr kultiviert und inspiriert gespielt von Hannes Meyer, der sein Konzert auch gerade selber kommentiert hat. Die Musik entführte dann durch verschiedene Topografien mit verschiedenem Getier wie z. B. Regenwürmern zu den Fledermäusen und eben auch mehrmals zu Vögeln. Das reichhaltige Programm gipfelte im Chants d’oiseaux, einer mit improvisatorischem Charakter vorgetragene Komposition von Olivier Messiaen, welche vom morgendlichen Vogelzwitscher inspiriert ist und diese zu kopieren versucht, was Meyer verblüffend echt gelang.

… und Fledermäuse

Lorenz Göddemeyer, seit über einem Vierteljahrhundert Beschützer und Pfleger der Fläscher Fledermauskolonie, erzählte den Zuhörern Wissenswertes und Unterhaltsames über die Fläscher Fledermäuse. So konnte man zum Beispiel erfahren, dass kleine Grosse Mausohren kleiner als grosse Kleine Mausohren werden können. Beide Arten kommen in Fläsch vor und bilden dort die schweizweit grösste Mausohren-Kolonie. Interessant auch, dass die Mausohren eine Unmenge Insekten vertilgen: ein Drittel ihres eigenen Körpergewichts pro Nacht! Laut Göddemeyer ein Zeichen dafür, dass es um die Welt doch nicht so schlecht stehen kann, wenn die Natur so verschwenderisch sein kann.

Den Abend konnte man vor der Kirche bei einem Glas Fläscher abrunden, während die Flattermäuse für uns – zum Glück! – unhörbar in die Nacht glitten. Ihre Ultraschallsignale sollen so laut wie ein Presslufthammer sein.

23.05.2011 Bruno Galliard-Guidon, Maienfeld

Exkursion Herrschaftliche Grenzen 1 – 2011

Herrschaftliche Grenzen – Kultur und Natur, Samstag 9. April 2011

An einem wunderschönen, schon sehr sommerlichen Apriltag fanden sich um die 30 Personen beim Bahnhof Maienfeld ein. Beim Start der Grenzwanderung am Bahnhof Landquart war die Gruppe mit 41 Personen komplett.

Unter der Führung von Forti Möhr-Niggli und Christian Obrecht-Wilhelm begann der Fussmarsch nach Maienfeld. Zur Überraschung einiger Teilnehmer startete die Wanderung gleich nach der Landquart bereits auf Maienfelder Boden. Sogar einige Meter RhB-Linie verlaufen auf Gemeindegebiet der Stadt Maienfeld!

Der erste Etappen-Halt war die berühmte Rohan-Schanze. Dort spielten sich einige geschichtliche Meilensteine, vor allem während des 30jährigen Krieges, ab. Erwin Gredig aus Malans erzählte als Gastreferent die historische Bedeutung der Rohanschanze.

Die drei Bünde und das dazugehörige Veltlin waren während dieser Zeit eine wichtige Verkehrsachse für die Habsburger und Franzosen. Es war die einzige Region, wo die Alpen in einem Passgang überquert werden konnten und deshalb eine wichtige Bewegungsroute für Kriegstruppen. Die Verbindung von Nordwesten nach Süden bestand lediglich in zwei Brücken über den Rhein und die Landquart.

Unter der Leitung von Kriegsingenieur Johannes Ardüser wurde die sternförmige Verteidigungsanlage zwischen 1631 und 1635 erstellt. Herzog Heinrich Rohan konnte von dort aus den Nord-Südverkehr vollständig kontrollieren. 1637 marschierten aber die Bündner gegen Rohan auf und er musste abziehen.

Heute wird die Rohanschanze auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Graubünden aufgeführt. Das Gebiet hat auch eine sehr starke ökologische Bedeutung. Mit möglichst kurzen und nur beschränkten Weidezeiten wird die Pflanzenvielfalt in den Trockenwiesen erhalten und vergrössert. Die umstehenden alten Eichenbestände und Gebüsche dienen als Lebensraum für unzählige Insekten-, wie auch Vogel- und Säugetierarten. Christoph Meier aus Malans, von der Gemeinde Malans aus stark in das Projekt involviert, orientierte über die ökologische Wichtigkeit des Gebietes Rohanschanze.

Weiter marschierte die Gruppe via Schöpfibrüggli auf die Panxen zu Ruedi Zindels Hof. Das Schöpfibrüggli hat seinen Namen übrigens nicht vom Wasserschöpfen, wie dieser vermuten liesse, sondern von den ergiebigen Weinmengen, die aus dem nahegelegenen Wingert gewonnen werden konnten.

Die Wanderung entlang den vielen Mäandern des Mühlbaches war sehr eindrücklich. Eine wunderschöne Flusslandschaft, direkt vor der Haustüre, und kaum jemand hat es je so wahrgenommen.

Auf den Panxen, einige Meter vom 1610 aufgestellten Marchstein, der die Grenze Maienfeld-Malans-Jenins kennzeichnet, wurden alle mit Getränken und Nussgipfel gestärkt.

In den Siechastuda erklärte uns Christoph Meier die Entstehung und Bedeutung dieses Naherholungsgebietes für Mensch und Tier. Er unterstrich einmal mehr die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Gemeinden, Landwirtschaft und Umwelt-/Naturschutz, um allen Beteiligten möglichst gerecht zu werden.

Weiter führte die Wanderung entlang der Maienfelder/Jeninser Grenze durchs Eichholz bis zur Rüfe, wo noch weitere Marchsteine von 1610 erhalten geblieben sind. Mit einem Glas Wein endete die spannende Erkundungstour. Für wie viele Mitglieder war es wohl die erste Wanderung von Landquart nach Maienfeld? Für die meisten wird es kaum die Letzte gewesen sein.

Als Abschluss der Veranstaltung weist Präsident Reto Bernhard auf das nächste Grenzprojekt vom 24.+25.Juni hin, an welchem die Grenze zu Lichtenstein und Voralberg abgeschritten werden soll. Ein weiterer Leckerbissen wird das Projekt „Fledermaus und Orgelmusik“ sein, wo wir Interessantes über die Fledermaus-Kolonie in der Kirche Fläsch erfahren werden, Begleitung an der Orgel durch Hannes Meier. Dieser Anlass findet am Freitagabend, 20.Mai um 19:45 statt.

Maienfeld, 11. April 2011, Sina Gubler

Generalversammlung 2011

Am Freitag, 18. März 2011, fand im Klostertorkel Maienfeld die Generalversammlung des Vereins Kultur Herrschaft statt. Die 44 anwesenden Mitglieder wurden mit lüpfigen Klängen der zehnköpfigen Huusmusig Bad Ragaz begrüsst.
Präsident Reto Bernhard führte zügig durch die Traktanden. Das Protokoll der GV 2010, der Jahresbericht, die von Monica Gort präsentierte Jahresrechnung und das Budget 2011 wurden ohne Gegenstimmen genehmigt. Sämtliche sieben Vorstandsmitglieder sind zum Weitermachen gewillt und wurden für eine weitere Amtsperiode bestätigt; ebenso die zwei Revisoren. Einen besonderen Dank richtete Reto Bernhard an die vier Gemeinden der Bündner Herrschaft, welche den Verein jährlich mit einem wertvollen Kulturförderungsbeitrag unterstützen. Auch das ehemalige Vorstandsmitglied Heinz Ruffner durfte für seinen nimmermüden Einsatz im Bücherverkauf ein verdientes Dankeschön entgegennehmen.
Mit Spannung erwartet worden war die Präsentation der neuen Homepage des Vereins, die ab sofort die wichtigsten Informationen und Eindrücke verfügbar und den Verein sichtbarer machen soll. Gestaltet und umgesetzt wurde diese mit grosser Sorgfalt von Dani Nigg, Lehrer aus Fanas. Ihm gehört ein ganz herzlicher Dank für diese Arbeit.
Nachdem die Sammlung ‚Flurnamen Bündner Herrschaft‘ aus dem Jahre 2004 ein beliebtes und wertvolles Nachschlagewerk ist und bleibt, ist ein Projekt zur Ergänzung mit einem Deutungsteil an den Verein herangetragen worden. This Fetzer, Maienfelder Namenforscher, ist an der Uni Bern mit einem vergleichbaren Werk zu Berner Flurnamen beschäftigt. Er stellte den Anwesenden das Vorgehen und die Möglichkeiten einer sinnvollen Etappierung der Arbeiten vor. Eine deutliche Mehrheit zeigt sich interessiert daran, dass der Vorstand dieses Projekt weiterverfolgt.
Die anwesenden Mitglieder genossen den vom Verein offerierten Capuns-Znacht, ein paar gute einheimische Tropfen und wie immer beste Gesellschaft.

Susi Schildknecht

Exkursion Herrschaftliche Grenzen 2010

Landesgrenzen – Gemeindegrenzen – Eigentumsgrenzen

zwischen der Herrschaft und dem Ländle

Der Verein Kultur Herrschaft führte am 4. Dezember 2010 die dritte Exkursion „Herrschaftliche Grenzen“ durch. Viele Geschichten ranken sich um den Grenzabschnitt vom Ellhorn am Rhein bis zum Mittlerspitz am Guschner Grat.

Auf dem militärischen Ausbildungsplatz St.Luzisteig folgten die Exkursionsteilnehmer den Erklärungen von Alex Bantli, verantwortlich für die Sicherheit bei Schiessübungen. Das Gelände ist heute im Besitz des Bundes. Das war nicht immer so. 1940, nach Ausbruch des Krieges, wurden auf geeigneten Wiesen unter St. Luzisteig Getreide und Kartoffeln für die Stadt Chur angebaut. Durch dieses Pflanzwerk konnten gewisse Bauvorhaben, insbesondere die Entwässerung des Fläscher Rietes, endlich realisiert werden. Zur selben Zeit erstellte man in diesem damals exponierten Gebiet die Festungsanlagen am Andstein und Fläscher Loch. Nach Kriegsende wurde der Ackerbau eingestellt und das Land den Grundeigentümern wieder zugeteilt.

Wem gehört hier was?

Vom Andstein aus genoss die Gruppe einen guten Überblick auf das Grenzgebiet. Alt Förster Martin Bürzle aus Balzers orientierte über die Landesgrenze vom Rhein beim Ellhorn bis zum Mittlerspitz. 1948 fand eine Regulierung der Staatsgrenze statt. Zur Erweiterung von Festungsanlagen wurden strategisch wichtige Punkte wie Ellhorn und Tschingelkopf dem schweizerischen Staatsgebiet zugeteilt. Anderseits wurde das Liechtensteinische Territorium im Elltal, auf der Mälser Allmend und auf den Pradwiesen nach Süden verschoben. Auch über die Besitzesverhältnisse zwischen den Nachbargemeinden Balzers und Fläsch wusste Förster Martin Bürzle Interessantes zu berichten. So etwa, dass Balzers Wald und Wiesen auf dem politischen Territorium der Gemeinde Fläsch hat. Nicht immer war man sich in allem einig. Förster Bürzle nannte ein Beispiel, als beide Gemeinden das Mozatobel als ihr Eigentum beanspruchten. Im Jahr 1661 bestimmte Franziskus Wilhelm Graf zu Hohenems als Schiedsrichter, dass künftig das Mozatobel der Gemeinde Fläsch gehören soll, gegen eine jährliche Lieferung „fünf Zuber guten, wehrhaften Most“. Anmerkung: heute stehen Fläsch und Balzers in einem freundnachbarlichen Verhältnis.

Der grosse Waldbrand

Vor 25 Jahre brannte der Himmel, so der Titel zum Bericht von Marco Schnell in der Zeitung ‚Prättigauer und Herrschäftler‘ vom 5. Dezember 1985. Der verheerende Waldbrand war bei starkem Föhn durch eine Schiessübung der Armee mit Leuchtspur ausgelöst worden. Jakob Kuratle, damaliger Kantonaler Feuerwehrinspektor, schilderte den Kampf gegen das sich ausbreitende Grossfeuer. Wegen des Föhnsturms mussten die Feuerwehren zurück beordert werden, das Leben der Einsatzkräfte durfte nicht aufs Spiel gesetzt werden. Auch der Einsatz von Helikoptern war eingeschränkt. Erst am folgenden Tag war eine wirkungsvolle Brandbekämpfung möglich. Insgesamt waren um 300 Löschmänner und eine Katastrophenkompanie der Schweizer Armee im Einsatz. Rund 110 Hektar Wald wurden zum Raub der Flammen.
Forstingenieur Robert Jecklin, damaliger Kreisförster, orientierte über die Wiederaufforstung des Brandgebietes.  Das Projekt ging von einem Zeitraum über 30 Jahre und auf Kosten der Schweizerischen Eidgenossenschaft aus, der Kostenvoranschlag belief sich auf einen Aufwand von Fr. 5,8 Mio. Die Aufforstung erfolgte mit standortgerechten Pflanzen, vornehmlich mit Föhren (41 %), Lärchen (17%), auf besseren Lagen Fichten (6 %), Laubhölzer und Sträucher. Einmal gepflanzt, mussten die Jungbäume vor Wildverbiss und Steinschlag geschützt werden. Heute, also 25 Jahre nach dem Brand, bietet der Jungwald ein recht gutes Bild. Die an ‚Kultur Herrschaft‘ interessierten Teilnehmer machten sich auf einem Rundgang ihr eigenes Bild vom Gedeihen des Waldes. Die schrecklichen Wunden des Brandes sind weitgehend geheilt.
Herrschaftliche Grenzen auch im 2011
‚Kultur Herrschaft‘-Präsident Reto Bernhard dankte allen, insbesondere Erhard Accola für die vorzügliche Gestaltung des Tages. Im Gasthof St. Luzisteig fand die Exkursion bei Gerstensuppe und einem feinen Tropfen einen geselligen Ausklang. Im 2011 stehen drei weitere Exkursionen zu ‚Herrschaftliche Grenzen‘ an: Samstag, 9. April, Fr/Sa, 24./25. Juni und Samstag, 5. November. Mehr dazu: www.kulturherrschaft.ch

Daniel Marugg-Felix

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